Ein Bild mit dem Titel der Geschichte "Ein wilder Spaziergang" und dem Namen der Autorin "Elisa Warmuth". Das Bild enthält auch das Logo von Science & Fiction und eine Grafik eines orangenen Wildschweins.

Eine ungewöhnliche Begegnung bei einem Spaziergang nach Hause in Rom.

Inhaltswarnung

Keine

Die Kurzgeschichte

Ich trat hinaus in die frische Luft; die Sonne hatte gerade begonnen, unterzugehen, und ich beschloss, zu Fuß nach Hause zu gehen, anstatt den Bus zu nehmen. Der Bus kommt nur selten und in keinem Fall pünktlich. Die Außenbezirke Roms sind nicht das, was man erlebt, wenn man jemals durch die kopfsteingepflasterten Straßen und engen Gassen im Zentrum gelaufen ist. Sie sind genau das Gegenteil. Große, mehrspurige Straßen, weite, mit Unkraut bewachsene Felder neben riesigen Einkaufszentren, Bürgersteige, die einfach abrupt enden. Aber ich wollte meine Füße bewegen, nach einem anstrengenden Tag im Labor.

Mein Rucksack war etwas schwer, denn ich trug ein zusätzliches Roboter-Gliedmaß, das ich auf Anweisung des Labors ausrangieren sollte, da es nicht mehr richtig funktionierte. Ich tat nicht, was man mir sagte. Stattdessen verbrachte ich einige weitere Stunden damit, ein vibrotaktiles Feedback in das Gliedmaß einzubauen. Ein vibrierendes Feedback, um die Kontrolle der Bewegungen zu verbessern. Ich hatte nicht geschafft, es vollständig fertig zu stellen, also wollte ich es mit nach Hause nehmen, um es zu vollenden.

Nachdem ich einige Zeit gegangen war, bog ich um eine Ecke. Durch ein Rascheln aufgeschreckt, blieb ich stehen. Inzwischen war die Sonne untergegangen, der Weg nur noch von einer schwach flackernden Straßenlaterne beleuchtet. Ich hörte ein Grunzen. Und dann sah ich es. Mitten auf der Straße stand eine Gestalt. Die imposante Silhouette eines Wildschweins. Angst schoss durch meine Adern. Ich spürte mein Herz pumpen, meine Hände wurden schweißnass. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich erinnerte mich an Geschichten über diese furchterregenden Kreaturen, die sich gelegentlich in die Stadt verirrten. Mein Verstand schaltete sich aus.

Ich versuchte, mich zu beruhigen. Was war die richtige Reaktion auf Wildschweine? Weglaufen? Sich wie ein Fladenbrot auf den Boden legen? Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich diesen scheinbar nutzlosen Gegenstand in meinem Rucksack trug - das überzählige Roboter-Gliedmaß. Aber es funktioniert nicht einmal richtig. Naja, ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich nahm es heraus und schaffte es mit meinen zitternden Fingern, es an meinem Oberkörper zu befestigen. Ich spürte die Vibrationen an meinem Arm, war bereit, mich zu verteidigen, und schaute auf, aber halt…

Das Wildschwein war bereits auf dem Rückzug. In der Ferne wurde seine Silhouette kleiner und kleiner. Das Tier hatte mir nicht einmal einen Blick zugeworfen, mein großer Moment des Biohackings war in seiner wilden Welt der Wildschweine völlig unbemerkt geblieben. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Es war absurd. Ich setzte meinen Heimweg fort, schlenderte durch die labyrinthischen Straßen, das Robotergliedmaß immer noch an meinem Oberkörper, das Vibrationsbrummen immer noch in meinen Armen.

Diese Geschichte wurde aus dem Englischen von Helena Hartmann mithilfe von DeepL übersetzt.

Die Studie

Buratti, S., Deiana, D., Noccaro, A., Pinardi, M., Di Pino, G., Formica, D., & Jarrassé, N. (2023). Effect of Vibrotactile Feedback on the Control of the Interaction Force of a Supernumerary Robotic Arm. Machines, 11(12), 1085. https://doi.org/10.3390/machines11121085

Die Verbindung zwischen Geschichte und Studie

Sogenannte “supernumerary” Roboter-Gliedmaßen sind zusätzliche Gliedmaßen, die die körperlichen Fähigkeiten über die des Menschen hinaus erweitern sollen. Sie werden zur Unterstützung in Arbeitsbereichen eingesetzt, in denen beide Hände bereits belegt sind. Sie können zum Beispiel bei Deckenarbeiten an den Schultern des Benutzers angebracht werden und so dazu beitragen, Verletzungen und langfristige Ermüdung zu minimieren. Normalerweise bieten sie nur visuelles und haptisches Feedback am Körper, aber in dieser Studie wurde die Möglichkeit untersucht, vibrotaktiles Feedback hinzuzufügen. Das vibrotaktile Empfinden gab eine Rückmeldung über die Kraft, die von der Umgebung auf die Robotergliedmaße ausgeübt wurde. Die Teilnehmenden mussten dann mit dem zusätzlichen Roboterarm eine Aufgabe zur Kraftregulierung bewältigen. Das vibrotaktile Feedback wurde auf dem Bizeps des Arms platziert und ermöglichte es den Teilnehmenden, schneller, länger und mit weniger Fehlern Kraft auszuüben.

Die Idee zu dieser Kurzgeschichte entstand in meinem Kopf während meines Praktikums im NEXTlab (Neurophysiology and Neuroengineering of the Human-Technology Interaction) an der Università Campus Bio-Medico di Roma. Gleichzeitig dient sie als Ventil für meine Frustration über die chaotische Stadtlandschaft der römischen Vororte.

Die Autorin

Elisa ist dabei, ihren Master in Psychologie abzuschließen und arbeitet als studentische Hilfskraft in der Social Cognitive and Affective Neuroscience (SCAN) Unit an der Universität Wien. Ihr Ziel ist es, die Schnittstelle von Psychologie, Neurowissenschaften und Wissenschaftskommunikation zu erforschen. Außerdem macht sie viele Spaziergänge.

Dr. Helena Hartmann
Dr. Helena Hartmann
Neuroscientist, psychologist and science communicator (she/her/hers)