Hast du schon einmal an die Liebe als eine Alles-oder-Nichts-Reaktion gedacht?
Inhaltswarnungen
Sexuelles Verlangen und Vorlieben
Die Kurzgeschichte
Die Frau wusste nicht mehr, wie oder warum sie sich in den Mann verliebt hatte. Er hatte etwas an sich, zu dem sie sich intensiv und heftig hingezogen fühlte, auf eine animalische Art und Weise. An einem der Hunderte von Tagen zuvor, als sie nur Freunde gewesen waren und sonst nichts, hatte sie ihn angesehen und ein Gefühl wie ein Blitz hatte sie getroffen. Er hatte gerochen wie nichts anderes, was sie je zuvor gerochen hatte. Wie frisch gepflückter Lavendel, den sie in den Sommermonaten auf dem Feld hinter ihrem Haus zu sammeln liebte, in Verbindung mit einem warmen Sommertag und sonntäglichem Eis. Sie war einfach stehen geblieben und hatte ihn geküsst. Er hatte geschmeckt wie nichts, was sie je zuvor gekostet hatte. Wie eine süße, zuckrige Weihnachtssüßigkeit, voller Zimt, Nelken und Kardamom, kombiniert mit der salzigen Schärfe ihres Lieblingsgerichts, Lasagne. Damals hatte sie ihren Körper eng an ihn gepresst. Er fühlte sich an wie nichts, was sie je zuvor gespürt hatte. Es war, als würde sie nach einer heißen Dusche in ein frisch bezogenes Bett springen, während tausend Sterne sie berührten.
Und er hatte aus einem seltsamen, unerklärlichen Grund genau dasselbe gefühlt, genau in dem Moment, als sie stehen geblieben war und ihm in die Augen geschaut hatte. Wie unwahrscheinlich ist das denn? Als hätte eine höhere Macht beschlossen, dass es nun an der Zeit sei, den Rest ihres Lebens gemeinsam zu beginnen. Das war nicht immer so gewesen. Es hatte einige Zeit gebraucht, um sich zu entwickeln, wie ein gut aufgebrühter Tee, ein langsam gekochter Braten oder ein lange gelesenes Buch.Oder aus einem anderen Grund, von dem sie keine Ahnung hatte.
Aber jemand wusste es. Die kleinen Zellen in ihrem Körper und ihrem Gehirn hatten irgendwann eine Nachricht von den Darmbakterien weiter unten erhalten. Erst eine Botschaft, dann Hunderte von Botschaften, Aktionspotenziale, die wie kleine glückliche Alarmsignale durch ihr Nervensystem schwirrten und ihren Körper in einen Zustand der Anziehung und Liebe zu einer Person, und nur zu einer Person, versetzten. Zu ihm. Alle Zeichen wiesen in eine Richtung. Zu ihm. Alle Neurotransmitter wurden losgeschickt, ihr Gehirn zu durchfluteten und Verwüstung anzurichteten. Das wiederum hatte seine Chemikalien beeinflusst, die kurz darauf mit einer zweiten Welle von Botschaften auf ihre reagierten. Es waren weder Gemeinsamkeiten noch Gegensätze, die sich anzogen, sondern die beiden körperlichen Innenleben, die gemeinsam und einstimmig beschlossen, dass es jetzt an der Zeit war, etwas zu unternehmen. Buchstäblich.
Aber das war schon lange her. „Ich weiß nicht, warum“, sagte sie zu ihm. Ich fühle nicht mehr dasselbe. Ich fühle nicht mehr dasselbe für dich. Du riechst anders. Du schmeckst anders. Du fühlst dich anders an.“ Dann verließ sie ihn, zusammen mit ihren Körperchemikalien, die nun die gegenteilige Botschaft sendeten und die, ohne dass sie es wusste, bereits Überstunden machten, um alles vorzubereiten. Bereit dafür, dass sie sich wieder verlieben würde. Wann das geschehen wird? Das weiß nur das Bauchgefühl.
Diese Geschichte wurde aus dem Englischen von Helena Hartmann mithilfe von DeepL übersetzt.
Die Studie
Diamond, L.M. Sexual fluidity in male and females. Current Sexual Health Reports, 8, 249–256 (2016). https://doi.org/10.1007/s11930-016-0092-z
Die Verbindung zwischen Geschichte und Studie
In der Studie wird das Konzept der sexuellen Fluidität erläutert, das Sexualität, Wünsche und sexuelle Anziehung als fließend und nicht als feste Kategorien wie hetero- und homosexuell beschreibt. Die Autorin führt einige Beispiele dafür an, warum diese Fluiditätstheorie gültig sein könnte. Sie sagt zum Beispiel, dass es viele Menschen gibt, die sich sowohl zu Männern als auch zu Frauen hingezogen fühlen, dass viele Menschen ihre Ansichten über ihre Sexualität im Laufe ihres Lebens ändern können und dass mit zunehmender Akzeptanz und Sichtbarkeit immer mehr Menschen offen zugeben, dass sie sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen. Die fiktive Kurzgeschichte beschreibt dagegen eine Situation, in der sich jemand in eine Person verliebt und sich zu ihr hingezogen fühlt, gesteuert durch die chemischen Stoffe in ihrem Gehirn. Sobald diese Chemikalien entscheiden, dass es vorbei ist, ist es auch vorbei. Viele Tiere kommunizieren sexuelle Wünsche und Vorlieben über so genannte Pheromone. Das gibt einem zu denken, wie viel von dem, was wir denken und fühlen, tatsächlich von unserem Körper und unserem Gehirn beeinflusst oder sogar gesteuert wird.
Was meinst du, wie die Liebe kommt und geht?
Die Autorin
Helena hat Science and Fiction entwickelt und schreibt viele der Geschichten selber. In ihrer aktuellen Forschung als aktive Wissenschaftlerin beschäftigt sie sich mit den verhaltensbezogenen und neuronalen Grundlagen von Schmerz, Schmerzmodulation und Behandlungserwartungen anhand von Placebo- und Noceboeffekten. Ihr Doktorat absolvierte sie an der Social, Cognitive, and Affective Neuroscience Unit am Institut für Psychologie der Kognition, Emotion und Methoden der Universität Wien, wo sie Empathie und prosoziales Verhalten im Bereich Schmerz untersuchte.